Herausforderung “Integration”
Warum Zuwanderer zu neuen Nachbarn werden müssen …………………………………………………………………………………………………………….
2015 sind mit 1,1 Millionen Menschen deutlich mehr Flüchtlinge nach Deutschland gekommen als in den Vorjahren. Auch wenn es zur Zeit so aussieht, als ob 2016 weniger Flüchtlinge ins Land kommen, sind konkretere Angaben vor dem Hintergrund der politischen Entwicklungen in der EU und in den Herkunftsländern aktuell nicht leistbar und wären reine Spekulation.
In ersten Studien (OECD, empirica) wird erwartet, dass ca. 40 % der Flüchtlinge eine Aufenthaltsgenehmigung und somit eine gesicherte Bleibeperspektive erhalten werden. Das heißt allein von den im Jahr 2015 ins Land gekommenen Menschen werden voraussichtlich 440.000 Menschen mit Bleibeperspektive mit Wohnraum versorgt werden müssen. Auch medial waren „Flüchtlinge“ 2015 das Megathema. Im Vordergrund stand (und steht) neben Erstaufnahme und Registrierung insbesondere die Verteilung in die Erstunterbringung, vielfach in buchstäblichen Notunterkünften wie Turnhallen, Containern, Zelten.
Nach der Erstunterbringung rückt die Frage der Integration der Flüchtlinge, des ausreichenden bezahlbaren Wohnraums und der Akzeptanz der Bevölkerung als Kernaufgabe der aufnehmenden Städte und Gemeinden in den Fokus, so die Oberbürgermeister des Deutschen Städtetags in einer aktuellen Umfrage. Auch stellt sich im Fachdiskurs die Frage, welche Angebote den Zuwanderern gemacht werden können, um nach der Bleibeperspektive im Land auch eine Perspektive vor Ort aufzuzeigen, insbesondere bei Standorten im ländlichen Raum. Diese Frage wird ebenfalls unter dem Titel “Making Heimat” im deutschen Beitrag zur Architektur-Biennale in Venedig 2016 thematisiert. Hier spielt das Thema der “Aneignung”, der selbstwirksamen Einflussnahme der Flüchtlinge auf die Gegebenheiten vor Ort, sowohl als Bewohner des Hauses, aber auch des Quartiers eine zunehmende Rolle. Politik und Gesellschaft sind insgesamt gefordert, bereits heute Lösungen zu entwickeln, um Menschen mit mittel- und langfristigen Bleibeperspektiven zu integrieren, die auch von der Bevölkerung vor Ort akzeptiert und unterstützt werden. Dies ändert sich im Grundsatz auch durch eine geänderte Politik nicht, die die Einreise für weitere Asylsuchende ins Land womöglich deutlich erschwert und damit die Zahl der Ankommenden deutlich reduziert. Diejenigen, die schon da sind, müssen mit bezahlbarem menschenwürdigem Wohnraum versorgt und schnellstmöglich in die Gesellschaft integriert werden. Sie müssen zu neuen Nachbarn werden.
Darüber hinaus sind auch Aspekte der Wirtschaftlichkeit und des Demographischen Wandels zu beachten. Eine etwaige spätere Nachnutzung könnte z. B. die Schaffung von kostengünstigem Wohnraum sein. Denn – Integration findet vor Ort statt, d.h. hier lassen sich die aktuellen gesamtgesellschaftlichen Anforderungen der Integration auf die Ebene der Stadt und des Quartiers herunterbrechen. Hier werden bereits heute kommunale Integrationskonzepte gebraucht, die Flächenangebote für Wohnstandorte, adäquaten Wohnraum, Angebote sozialer Infrastruktur und der Sprach- und Kulturvermittlung, den regionalen Arbeitsmarkt sowie das Gesundheitswesen in schlüssige integrative Konzepte zusammen führen. Hierhin gehört auch die systematische Vernetzung mit dem jeweiligen Potenzial der unterstützenden Zivilgesellschaft in diversen Vereinen und Initiativen. Wie kann ein Umsetzungskonzept zum Integrationsmanagement entwickelt werden?